In idealer Art und Weise waren die gewünschten
Gegebenheiten, für den Bau einer Höhenburg, auf dem
572m hohen Sindelsberg vorhanden. Schon von Natur aus,
war der Bergrücken mit seinen steil abfallenden Rändern
gegen Beschießung und Erstürmung gesichert. Auf dem
Bergrücken mit seinen drei Felsen, der die ganze
Umgebung überragt, war mehr als ausreichend Platz für
eine große Burganlage. Hinzu kommt, die exponierte Lage
ermöglichte eine frühzeitige Warnung vor Feinden und
gestattete eine günstige
Verteidigung. Die Burginsassen hatten Sichtverbindung
nicht nur zu den naheliegenden Burgen, Hohenburg und
Löwenstein, sondern auch zu den entfernt liegenden
Dahner Burgen, zu Lindelbrunn, Berwartstein und dem
Trifels. Solche günstigen Burgplätze sind selten, zumal
auch in Gebirgsländern die Burgen nur in mäßiger Höhe
über der Talsohle errichtet wurden. Höhere Lagen und
schwer zugänglichen Spitzen kamen aus Kostengründen
eher selten in Frage.
Sindelsberg 572 m
Die heute als Hauptburg angesehenen Überreste der
Baulichkeiten, wurde auf einem von Nordost nach Südwest
ausgerichteten, schmalen Fels Riff mit etwa 90 Metern
Länge und 5 bis 19 Metern Breite, als typische Felsenburg
gebaut. Die räumliche Enge ist mit
der Größe des Aufsatzfelsens zu begründen. Durch
diese Gegebenheiten wurden die Gebäude eng
zusammengedrängt gebaut. Die Kühnheit der
Aufbauten und die Schönheit der Architektur, kann
man heute noch erahnen.
Eine in den Fels gehauene Ebene, hier befand sich auch der
Haupteingang, trennt optisch das Fels Riff, auf dem die
Hauptburg gebaut ist, von der restlichen Bebauung des
Bergrückens. In diesen Bereich führt ein von Südwesten
kommender Zufahrtsweg, von Nord-West, ein schmaler
Wanderpfad. Die gesamte Anlage mit dem großen Felsmassiv
im Nordosten und den beiden Felstürmen Krötenstuhl und
Wachtfelsen im Südwesten erstreckt sich über etwa 290 m
Länge auf
einem flachen Bergrücken. Der erste Felsen
südwestlich der Wegelnburg, der Krötenstuhl, liegt
etwa 90 m vom Halsgraben der Wegelnburg entfernt.
Dazwischen liegt ein Plateau, das sich etwa 5 m über
dem Niveau der in den Fels gehauenen Ebene der
heutigen Hauptburg und dem Krötenstuhl, sowie
dem 45 m weiter liegenden Wachtfelsen erhebt.
Diese Gesamtsituation wurde schon von einigen Burgenforscher und Wissenschaftler untersucht und
interpretiert. Der Altmeister der pfälzischen Burgenforschung, Johann Georg Lehmann, der 1857 - wahrscheinlich
kurze Zeit nach August Becker (1) in der Mitte des 19. Jahrhunderts - ebenfalls die Wegelnburg besuchte, war vom
Anblick der Feste recht enttäuscht. Dies umso mehr, als der Weg „steil und mühsam“ war und der wackere Pfarrer
aus Nussdorf „bedeutende Überreste dieser ehemals mächtigen Burg“ nicht zu erblicken vermochte
1)
Lehmann 1857-66 Bd. 1, 1875, S. 1002.
1892/93 entdeckte Christian Mehlis bei Ausgrabungen auf der Wegelnburg auch die Ringmauer, die die Burganlage
zum Teil noch heute umfasst, jedoch wurden keine Schlüsse auf die hieraus abzuleitende Größe und Bedeutung
der Burg gezogen. Bei den Grabungen entdeckte er zahlreiche Hohlziegel und folgerte daraus, dass die Ringmauer
mit einem gedeckten Wehrgang ausgestattet war (1).
1)
C. Mehlis, Burgen, S. 12, 13, 15, 29, 54, 56, 58, 63, 79, 97, 99.
Wolfgang Schultz schreibt in seinem Heft über die Wegelnburg (1), dass aufgrund datierter Scherbenfunde die
Anlage um die beiden kleinen Felsen älter ist, als die eigentliche Wegelnburg, die später gebaut wurde, wobei die
Erstanlage um die Felsen aufgegeben wurde. Er schließt dabei nicht aus, dass die Burg eine Zeit lang als
Gesamtanlage, also Wegelnburg mit den beiden Felsen, zeitgleich genutzt wurde.
1)
(Wolfgang Schultz, Die Wegelnburg, Koblenz 1984, S. 15).
Eine andere Ansicht vertritt Dr. Thomas Biller (1), der die Anlagen Wachtfels und Krötenstuhl weniger unter
militärisch verteidigungstaktischen Aspekten betrachtet, sondern in den Baulichkeiten „als zur eigentlichen
Wegelnburg gehörige“, sekundär entstandene Sitze von Familienzweigen sieht.
1)
(Thomas Biller, Die Burgengruppe Windstein und der Burgenbau in den nördlichen Vogesen, Untersuchungen zur
hochmittelalterlichen Herrschaftsbildung und zur Typenentwicklung der Adelsburg im 12. und 13.
Jahrhundert, Köln 1985.10).
Dieser Meinung schließt sich auch der Historiker Peter Müller an (1), der darauf verweist, dass im Raum zwischen
Zinsel und Wieslauter die meisten der benachbarten Burganlagen sich jeweils im Besitz einer Familie (z. B.
Fleckensteiner und Windsteiner) befanden. Damit wären die beiden Vorwerke oder kleinen Burgen Krötenstuhl
und Wachtfelsen zu einem späteren Zeitpunkt erbaut worden, als die Hauptburg zu eng für die Familie wurde
1)
(Peter Müller, Die Herren von Fleckenstein im späten Mittelalter, Untersuchungen zur Geschichte eines Adelsgeschlechts im
pfälzisch-elsässischen Grenzgebiet, Stuttgart 1990, S. 74ff.11.
Noch kürzer fasst sich der Eintrag zum Krötenstuhl, der von Jochen Braselmann verfasst wurde (1). Neben der
bruchstückhaften Bauspurenbeschreibung legt sich Braselmann nicht fest, ob der Krötenstuhl mit der Wegelnburg
und dem Wachtfelsen eine Burganlage bildete, oder nur mit dem Wachtfelsen zusammengehörte, oder gar alleine
eine Burganlage bildete.
1)
Pfälzisches Burgenlexikon III, I-N, Kaiserslautern 2005, S. 235-237.
Lediglich Vorwerke der Wegelnburg sieht Martina Wenz (1) in der kleinen Anlage Wachtfelsen, ebenso wie im
benachbarten Krötenstuhl.
1)
Wenz 1990,Kat.,S.26
Auch Walter Herrmann schreibt in seinem Buch über die Felsen bei der Wegelnburg (1) die er allerdings als
Belagerungsburg gegen die Hohenburg interpretiert, angeblich als die Fleckensteiner nach 1272 mit den
Hohenburgern in Fehde lagen.
1)
Walter Herrmann, Auf Rotem Fels – ein Führer zu den schönsten Burgen der Pfalz und des elsässischen Wasgau, Karlsruhe 2004,
S. 198-201
Alexander Thon erwähnt die beiden Felsen nur ganz kurz und weist auf eine mögliche Bebauung hin (1).
1)
Alexander Thon, Hans Reither, Peter Pohlit, „…wie eine gebannte, unnahbare Zauberburg“ Burgen in der Pfalz, Regensburg, 2003,
S.161.
In vielen Kurzbeschreibungen über die Burg (Wanderführer, usw.) wird lediglich erwähnt, dass südwestlich der
Wegelnburg, zwei Felsen mit Bauspuren vorgelagert sind.
Im Pfälzischen Burgenlexikon erscheinen Wegelnburg, Krötenstuhl und Wachtfelsen als separater Eintrag. Im
Eintrag der Wegelnburg von Ulrich Burkhart und Peter Pohlit (1) finden die beiden südlichen Felsen lediglich als
Vorwerk der Wegelnburg Erwähnung.
1)
Pfälzisches Burgenlexikon IV.2, St-Z, Kaiserslautern 2007, S. 270
Der erste Eintrag für den Wachtfelsen von Jürgen Keddigkeit (1) bezieht sich nur auf den Fels bei Obersteinbach
und nicht auf den Fels bei der Wegelnburg.
1)
Pfälzisches Burgenlexikon IV.2, St-Z, Kaiserslautern 2007, S. 183 (Wachtfels, Obersteinbach)
Der zweite Eintrag von Jürgen Keddigkeit (1) für den Wachtfelsen bei der Wegelnburg, führt abweichend den Felsen
als separate Höhenburg auf, die jedoch recht umfassend beschrieben wird, inklusive eines Grundrisses (2).
Inhaltlich wiederholt Keddigkeit (3) hier die bereits 1994 publizierten Inhalte.
1)
Pfälzisches Burgenlexikon IV.2, St-Z, Kaiserslautern 2007, S. 183-186 (Wachtfels, bei der Wegelnburg)
2)
Zeichnung Jochen Brasselmann und Walter Ehescheid)
3)
Jürgen Keddigkeit, Die Burgengruppe Wegelnburg(In: Der torn soll frey stehen – Burgen im Landkreis Pirmasens (Hrsg. Rolf Übel),
Lingenfeld 1994
Jürgen Keddigkeit (1) nennt auch ein hohes Alter für die zwei separaten Burganlagen Krötenfels und Wachtfelsen,
bezieht sich letztendlich aber auch nur auf Müller, Biller und Siegmund. Er legt sich nicht fest, ob die Felsen der
südlichen Wehranlage nun später oder früher als die eigentliche - heute als Wegelnburg bekannte - Anlage
befestigt wurden. Darüber hinaus treffen seine Angaben zur Größe der vermeintlich separierten Burganlagen, wie
man beim Nachmessen der Felsen feststellt, nicht zu.
1)
Jürgen Keddigkeit 1994, ebenda S. 99: „… Fels, der als Krötenstuhl bezeichnet wird, ist die kleinere der beiden Wehranlagen.“,
„Beim zweiten, größeren Burg Fels, der den bezeichnenden Namen Wachtfelsen trägt…“
Die Auswertung der bisher ausgewerteten Literatur über die weitere Bebauung des Bergrückens bringt folgendes
Ergebnis:
Alle Theorien über Belagerungsburgen, oder von einem Vorwerk zur Wegelnburg, sind zu verwerfen. Die
Vorschläge von Schultz, Biller und Müller, die von separaten Adelssitzen der Familie Wegelnburg oder gar
Fleckenstein, oder einem Vorgängerbau zur Wegelnburg ausgehen, sind zu verwerfen.
Der Meinung von Schulz, Biller und Müller, die von einem Vorgängerbau zur Hauptburg (Wegelnburg) schreiben, ist
zu entgegen dass die Hauptburg (Wegelnburg) strategisch-topografisch viel besser gelegen ist und daher sicher
eher bebaut wurde.
Von Nachfolgebauten, als eine nachwachsende Familie mehr Räumlichkeiten benötigte schreiben Biller und
Müller. Dagegen sprechen die gefundenen gleichartiger Buckelquader in beiden Anlagen. Biller datiert diese Art
Buckelquader mit gemäßigtem Buckel und breitem Randschlag - und vor allem die Säule des Maßwerkfensters, die
beide zur Zeit ihrer Publikation noch gar nicht kannten - in das mittlere 13. Jahrhundert (1).
1)
Biller datiert dieses Fenster in den Anfang des 13. Jahrhunderts. Thomas Biller, Die Burgengruppe Windstein, Köln, 1985 sowie
Biller/Metz, Die Burgen des Elsass, Band II, München 2007, S. 354
Die neuen Erkenntnisse beziehen sich vor allem auf den
Bereich zwischen Krötenstuhl und Wachtfelsen. Hier
befindet sich ein Plateau, welches heute höchstes
Interesse finden muss. Weder wurde bisher über eine
Bebauung dieses Plateaus gesprochen, noch
Ausgrabungen bzw. Sicherungs- und
Instandsetzungsarbeiten
durchgeführt. Hier kam die Natur zu Hilfe - in dem
vorgenannten Bereich wurden durch den Wind Wurf
einer großen Buche, zwischen den Wurzeln, mehrere
große Glattquader und behauene Steine an die
Erdoberfläche befördert.
Fund/Bild
Peter Müller-Helbling
In diesem Wurzelwerk fand sich auch eine große, sehr
sauber gearbeitete Fenstermittelsäule mit einer
Verschlussnase. Ganz offenbar stammt dieser Werkstein
von einem Maßwerkfenster aus Sandstein (1), ähnlich wie
er heute noch in situ im Wohnturm des nahegelegenen
Neuwindsteins zu finden ist. Eine solche Art Verschluss für
ein Fenster findet sich nur sehr selten. Bodo Ebhardt fand
auf der Spessburg im Elsass einen ähnlichen Stein. Neben
dem Neuwindstein ist ein weiteres Beispiel auf Burg
Abenberg (Mittelfranken) bekannt, das dort auf die Jahre
1240/50 datiert
wird*. Wie auf den genannten Burgen wird ein
solches Fenster zum einen zu einem
herrschaftlichen, qualitativ hochwertigen Bau
gehört haben und zum anderen in die Zeit 1.
Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren sein.
1)
Zwei durch eine Mittelsäule gekuppelte Fenster
eine aus zwei Bögen bestehende Arkatur.
*
Freundlicher Hinweis von Joachim Zeune, der dort
ein Forschungsprojekt hatte. Das Fenster befindet
sich dort im ehemaligen Palas.
Neue Erkenntnisse
Der von Keddigkeit als Steinbruch bezeichnete Fels Grat zwischen Wachtfelsen und Krötenstuhl, dürfte damit ein
Mauerauflager für ein Gebäude gewesen sein. Der niedrige Fels Grat zwischen Wachtfelsen und Krötenstuhl, der bei
Keddigkeit als Steinbruch mit Bearbeitungs-spuren interpretiert wird, wird nach neu erkannter Sachlage wohl eher als
Mauerauflager für ein Gebäude anzusehen sein (1).
1)
Pfälzisches Burgenlexikon IV.2, St-Z, Kaiserslautern 2007, S. 185
Weitere Großquader – 7m östlich der Barre im Hang gefunden - lassen hier einen qualitativ hochwertigen Bau
vermuten, der sich zum einen an die hier laufende Ringmauer anlehnte und sich westlich auf den Fels aufbaute, hier
sind die Mauerauflager deutlich zu erkennen. Demnach ist der Bau von Westen nach Osten 7 m breit gewesen. In nord-
südlicher Richtung lassen sich ohne Grabung keine Baubegrenzungen mehr feststellen. Das Gebäude hatte aber nach
jetziger Topografie mindestens 7 m Länge. Es muss derzeit also offen bleiben, ob hier ein dem Quadrat zugeneigter
Wohnturm oder ein rechteckiger Wohnbau gestanden hat. Der Fundort liegt im Übrigen mindestens 150m weit von der
Hauptburg entfernt, so dass ein Sturz der Quader von einem Gebäude dort zum Fundort entfernungsmäßig und auch
topografisch auszuschließen ist. Diese Funde lassen die als Steinbruch genannte Felsbarre in einem ganz anderen Licht
erscheinen und lassen folgende Ausdeutung zu:
Die Zeitstellung der Befunde – Buckelquader im Halsgraben, Mittelsäule des Fensters – deutet auf eine Bebauung des
Bereiches um Krötenstuhl und Wachtfelsen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hin. Auch auf der Hauptburg gibt
es nach heutigem Stand keine erhaltene Bausubstanz aus früherer Zeit. Die Befunde sprechen für eine Zeitgleichheit
der Bebauung von Hauptburg (heute bezeichnet als Wegelnburg) und Südbereich bis auf wenige Jahre.
Bei den beiden Felstürmen Wachtfelsen und Krötenstuhl handelt es sich weder um Vorburgen, noch kann man von
einer – in der Regel rasch und qualitativ minderwertig erbauten – Belagerungsburg sprechen, ganz gleich ob gegen die
Hohenburg oder gegen die Wegelnburg. Auch passt die Zeiteinteilung, genannt wird hier das Jahr 1272, nicht zu den
Befunden, die eindeutig 50 Jahre früher zu datieren sind. Die Qualität der gefundenen Werksteine, lassen nur eine
herrschaftlichen Bebauung des Bereichs mit Wohngebäuden zu.
Die Abbildung zeigt links den Wachtfelsen, rechts den Krötenstuhl.
Der Krötenstuhl
Bodo Ebhardt
Die Wegelnburg eine der größten Burganlagen der Pfalz